Künstler machen Geld
10.11. - 29.12.1993 in Berlin / Prenzlauer Berg
 
 
Knochengeld ist ein alternatives Zahlungsmittel der Gruppe Ioë Bsaffot (Bert Papenfuß, Wolfgang Krause, Nils Chlupka, G.P. Adan).
 
Innerhalb 1 Woche stellten 54 eigeladene KünsterInnen ihre Scheine für den Umlauf in einer Auflage von jeweils 100 Stück her. Alle Scheine sind nummeriert und signiert, Ioë Bsaffot versieht sie mit Gültigkeitsmarken. Insgesamt gibt es 100 Bündel mit 54 verschiedenen Motiven, d.h. von jedem Künstler 1 Schein.
 
In o zwei kann DM gegen Knochen getauscht werden, die Galerie wird für 7 Wochen zur Bank. Die Knochen werden als komplette Bündel oder einzeln ausgegeben. Ein Schein ist 20 Knochen und entspricht 20 DM. Jede Woche verliert ein Schein 1 Knochen / 1 DM an Wert, wenn er nicht ausgegeben wird. Der Begriff Knochen geht auf Diogenes zurück  - der vorschlug, Geld sollte aus Knochen sein, damit es nicht gehortet werden kann.
Etwa 30 Geschäfte und Restaurants in Prenzlauer Berg akzeptieren die alternative Währung, als Wechselgeld wird DM herausgegeben. Die Läden versehen angenommene Scheine mit ihrem Stempel; dieser Stempel ist Zeugnis für den Umlauf. Jeweils bis Mittwoch können die beteiligten Läden die angenommenen Scheine ohne Wertverlust (Schwund) in o zwei in DM zurücktauschen.
Nach 7 Wochen wird das Knochengeld – Experiment am 29.12. erfolgreich abgeschlossen. Knochengeld ist das erste alternative Geldprojekt in Deutschland seit 1900, welches nicht durch Justiz oder Polizei abgebrochen wurde.
 

Wolfgang Krause

 
beteiligt: Breeda C.C., Via Lewandowsky, G.P. Adan, Stephan Hachtmann, Igor Zaidel (GUS), Sarah Marrs (USA), Rita Hensen, Thomas Schliesser, Wolfgang Müller, Hans Peter Kuhn, Ronald Lippok, Carsten Nicolai, Helge Leiberg, Jenny Rosemeyer, Ina Wilczek, Holger Stark, Josefine Günschel, Niko Tenten, Gruppe M, A.R. Penck, Angela Lubic, Daniel Habegger, Volker Wilczek, W.A. Scheffler, Olaf Nicolai, Raabenstein, Klaus Staeck, Volker Ries, Henning Christiansen (DK), MK Kähne, Christine Schlegel, Andrea Pichl, Mike Zimmermann (USA), Klaus Killisch, Sabine Herrmann, Urs Jaeggi (CH), Dietmar Kirves, Dirk Lebahn, Siglinde Kallnbach, Klaus Theuerkauf, Jeanette Kipka, Strawalde, Nils Chlupka, Laura Kikauka (Kanada), Brad Hwang (USA), Gerd Sonntag, Ludwig Eben, Klaus Haller & Gloria Mészáros, Anne Jud, Bert Papenfuß, Uta Hünniger, Jürgen Schneider, Gamma Bak, Wolfgang Krause
 
Siehe dazu die ausführlichen Strategiepapiere von Bert Papenfuß.
 
und später
 

Am 1.2.1994 erscheint in o zwei der Auktionskatalog zur Versteigerung von Knochengeld. Die Auktion findet am 12.2.1994 im Torpedokäfer, Dunckerstraße statt. Die Presseberichte zu Knochengeld ziehen sich bis ins Frühjahr '95, und weiter dazu kommen unterschiedliche Publikationen. Ioë Bsaffot löst sich ganz auf.

Die originalen Rest von Knochengeld werden geschreddert. Es kommen Fälschungen in Umlauf: o zwei sieht sich gezwungen, mit Zertifikaten die Echtheit von Bündeln und Musterbüchern zu bestätigen.
 

Bis heute gibt es nahezu jährlich Ausstellungen, in denen Knochengeld präsentiert wird. Das Deutsche Historische Museum hat bereits 1993 ein vollständiges Bündel in seine Sammlung aufgenommen.

 
Oktober 2015
Wolfgang Krause
 

Deutsches Historisches Museum